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Über sieben Brücken

Distrikt



»Allen wohl und niemandem wehe!«

Über sieben Brücken musst du gehen, um in die 1.000-jährige Metropole des Herzogtums Sachsen, später Herzogtum Braunschweig und Lüneburg, zu kommen. Denn heute wie damals umfließt die Oker, aus dem Harz kommend, die gesamte Innenstadt, die dadurch über 800 Jahre ihre ursprüngliche Form beibehalten hat. Es sind noch einige Brücken dazu gekommen und der Fluss, der damals auch mit mehreren Armen mitten durch die Stadt führte, tritt heute nur noch hier und da an die Oberfläche.
Es gibt viel Grün hier, denn die mächtige barocke Festungsanlage, mit der Braunschweig seine Feinde abschrecken sollte, wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgetragen und zu Parks und dem einmaligen Wallring umgewandelt. Von Ferne weisen hoher Kirchtürme auf die fünf alten Stadteile mit jeweils eigener Pfarrkirche, Marktplatz und Rathaus. Alle alten Kirchen folgen dem Vorbild des von Heinrich dem Löwen begründeten Domes im Bereich der alten Burg Dankwarderode und haben mit ihrer Mischung von romanischer Grundsubstanz und gotischen Zutaten ein ganz eigenes „Gesicht“.
Ganz im Zentrum steht natürlich das berühmte Löwendenkmal auf dem Burgplatz, ein ursprünglich vergoldeter Bronzeguss, mit dem Heinrich der Löwe seinerzeit seinen Machtanspruch für alle sichtbar machen wollte. Sein Herrschaftsgebiet reichte damals von Schleswig-Holstein bis Bayern, von Gebieten östlich der Elbe bis Westfalen. Sein Sohn, Otto IV. wurde deutscher Kaiser. Er bedachte die Stadt Braunschweig mit etlichen Rechten und sorgte für ihre verbesserte Befestigung. Die Welfen, deren Stammsitz vor allem hier ist, haben das Herzogtum Braunschweig bis 1918 regiert. Wäre es anders gekommen, wäre vielleicht Caroline von Monaco zusammen mit ihrem Ehemann Ernst-August sonst unsere zuständige Regentin. Unter unseren zahlreichen Herzögen gab es Feldherren, Poeten, vernünftige Wirtschaftsfachleute und Verschwender. Die Heiratsbeziehungen verwoben Braunschweig mit Friedrich dem Großen, Maria Theresia, verschiedenen Zaren und dem englischen Königshaus.
Übrig geblieben sind vor allem das Hoforchester (seit 1587), unser Opernhaus (seit 1753), das Schauspiel (Uraufführung von Goethes Faust 1829) und die berühmte Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, an der Lessing von 1770 bis 1781 tätig war sowie die international bedeutsame Bilder-und Graphiksammlung im Herzog-Anton-Ulrich-Museum. In die Gegenwart hinüber führt die Gründung des „Collegium Carolo-Wilhelminum“ durch Herzog Carl I. (1745), aus dem die Technische Universität hervorgegangen ist mit aktuell etwa 20.000 Studierenden.
Brunswiek – so hieß es früher, als hier niederdeutsches Platt gesprochen und geschrieben wurde – bekam seinen heutigen Namen durch Wandel des Sprachgebrauches in etwa im Barockzeitalter. Jahrhunderte hindurch bot sich ein weitgehend einheitliches Bild von Fachwerkhäusern, bis im Oktober 1944 fast die ganze Innenstadt den Flammen zum Opfer fiel. Im Wiederaufbau ist nicht alles gelungen, aber es gibt doch erstaunlich viel, was die Atmosphäre einer mittelalterlichen Großstadt bewahren konnte. Immer wieder findet man lauschige Plätze und Straßen.
Wie diese ehemals größte deutsche Fachwerkstadt einmal ausgesehen hat, kann man noch im eindrucksvollen gotischen Altstadtrathaus an einem großen Modell erahnen. In unseren Nachbarstädten, z. B. Wolfenbüttel und Goslar, blieb dieser althergebrachte Baustil noch weitgehend erhalten. Goslar mit seiner wiederhergestellten Kaiserpfalz und der fast vollständig erhaltenen Altstadt ist darum auch eines der Ziele im Begleitprogramm der Convention 2020.
Das heutige Braunschweig bezieht seine Eigenart aus einer Mischung von Glück und Unglück zugleich. Die Zeit der freien Stadtrepublik und des prominenten Hansemitgliedes war vorbei. Braunschweig hatte jedoch das Glück, wieder herzogliche Residenzstadt zu werden und das natürliche Zentrum zwischen Harz und Heide zu bleiben. Trotz Pionierarbeit auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens und der industriellen Entwicklung verlagerte sich der Schwerpunkt des Bahnverkehrs mehr nach Westen. Von der optischen Industrie (Rollei, Voigtländer) blieb ebenso wenig übrig wie vom Maschinenbau und der Konservenindustrie. Dafür kam unter anderem das Volkswagenwerk als größter örtlicher Arbeitgeber der Stadt hinzu.
Der notwendige Strukturwandel wurde mit Zielstrebigkeit bewältigt - laut einer EU-Studie ist Braunschweig mittlerweile zur forschungsintensivsten Region Europas geworden. 2007 bekam die Stadt als Anerkennung dafür den Titel »Stadt der Wissenschaft« durch den Stifterverband der deutschen Wissenschaft. 1946 kam das Ende des Freistaates Braunschweig. Wir gingen zusammen mit Oldenburg im neugegründeten Bundesland Niedersachsen auf. Die Zeit der Landeshauptstadt war vorbei. Die etwas provinzielle Situation förderte aber wiederum so etwas wie eine gemütliche Mischung von Großstadt, in der es eigentlich alles gibt, und einem Ort des überschaubaren Zusammenlebens mit einem Rest von familiärem Flair und altehrwürdiger Urbanität. Das macht Braunschweig für viele so attraktiv, dass unsere Stadt anhaltend wächst.
Wenn – wie wir hoffen – im Mai 2020 viele Kiwanis-Freundinnen und -Freunde zu uns kommen, möchten wir das alles gerne zeigen. Unser berühmter Karneval namens »Schoduwel« (was »Scheuch-Teufel« bedeutet) ist dann zwar schon lange über die Bühne gegangen. Aber sein Motto: »Allen wohl und niemandem wehe!« schreiben auch wir uns für die Convention 2020 auf die Fahne und werden sehr bemüht sein, dass sich alle unsere Gäste wie zu Hause fühlen.

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 Convention 2020

 Braunschweig

 Goslar

 Herzog Anton Ulrich Museum


Foto: pixabay
Club: Braunschweig e.V. Div. 1
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  Distrikt 14.2.20 

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